Zimmergeschichten Lola Montez

Zimmer 17 – Lola Montez

Geboren 17. Februar 1821
Gestorben 17. Januar 1861

Laszive Tänzerin kostete Bayerns König den Thron.

Das ist heut aber nicht unsere Geschichte.

Als Elisabeth Rosana Gilbert in Irland 1821 geboren, trieb sie sich in jungen Jahren in halb Europa umher und sammelte Liebhaber wie andere Briefmarken. Am 17. Januar 1861 starb Montes in New York verarmt und vergessen.

Als am 05. Oktober 1846 die Femme fatale in München eintraf, bekam diese gewisse Dame sofort eine Audienz bei König Ludwig I. Den König, der attraktive Frauen liebte und vergötterte, bezirzte sie mit ihrem Liebreiz.

Nicht nur ihr Liebreiz reizte ihn, sondern im Hofe munkelt man, dass er ihr sexuell vollkommen verfallen war. Lola genoss nicht nur die Aufmerksamkeit des Königs, vor allem genoss sie seine wertvollen Geschenke. Kaum eine Nacht verging, ohne dass er sie zu sich rief. Die Geschenke, die sie für ihr Entgegenkommen bekam, stimmten sie zufrieden und sicherten ihr einen gewissen “wichtigen” Status.

Nur, wie alles auf der Welt, nutzen sich gewisse Reize einfach ab.

Als Ludwig sie nicht mehr gar zu oft zu sich rief, heckte Lola einen Plan aus. Sie wollte weder auf ihren Status verzichten, der ihr die ein oder andere Türe öffnete, noch auf die vielen Juwelen und schönen Kleider.

So wusste sie, dass der König noch nie ihren Spinnentanz gesehen hatte, sie aber schon zum wiederholten Male aufgefordert hatte, ihm diesen spektakulären Tanz vorzuführen.

So begab sie sich auf die Suche nach einer geeigneten und geheimen Lokation. Lola wollte etwas einfaches, ungewöhnliches, das der König so noch nicht gesehen hatte. Geduld war nicht ihre Stärke, und die damit Beauftragten eine Stätte zu finden, versagten in ihren Augen und es ging ihr nicht schnell genug.

Während sie so durch das königliche Schloss wandelte, hörte sie wie zwei Bedienstete miteinander sprachen. Kurzerhand belauschte sie genau dieses Gespräch. Zwei Wäscherinnen redeten über eine Poststation am Bauernsee, die es sich lohnte zu besuchen, da dort das Essen wohl sehr gut sei und auch die Herberge einfach, aber mit Liebe zum Detail geführt wird und Extra-Wünsche kein Problem sind.

Wenn Lola während ihrer Planung dem König mit verschworener Miene begegnete, hielt sie sich zurück, um sich rar zu machen.

Und was ist für einen Mann das wohl Begehrenswerteste? Etwas was unerreichbar erscheint. So wurde Ludwig vor lauter zweideutigen Andeutungen unglaublich neugierig. Über Wochen entzog sich Lola ihm, bis er gewillt war, mit ihr zu vereisen, um sich auf das versprochene Abenteuer einzulassen.

Lola überließ nichts dem Zufall organisierte, alles bis ins kleineste Detail. Am besagten Abend kam eine Kutsche in der Abenddämmerung, um den König inkognito abzuholen. Ludwig stieg in der Verkleidung seines Kammerdieners in die Kutsche ein. Lola, die Durchtriebene, verband ihm sofort die Augen und fütterte ihn während der Kutschenfahrt mit Erdbeeren und ließ ihn von einem exquisiten Champagner trinken.

Als sie in Herrsching vor der Poststation angekommen waren, nahm Lola dem König die Augenbinde ab. Und es empfing sie beide ein Meer aus lauter Kerzen. Einige wenige Bediensteten huschten, kaum wahrnehmbar, herum. Kein einziger Reisender schien heute hier zu übernachten.

Ein kleines Musik-Ensemble stand schon vor dem Kaminzimmer und zupften leise eine erotische Melodie. Die Luft war geschwängert vor lauter Erwartung. Lola führte den König in das Zimmer, auch hier erstrahlte alles im Kerzenlicht.

Ludwig ließ sich auf einem gepolsterten Sofa nieder, Lola beugte sich kurz über ihn. Der König schaute zu seiner Lola auf, die sich gefühlt, gleich einem Engel bewegte.

Die Musiker fingen wieder an zu spielen und Lola begann den Tanz – den Tanz der Spinnen. Begleitet von Tangoklängen und mit vielen bunten übereinanderliegenden Röcken, tanzte sie und lüftete einen nach dem anderen Rock und untersuchte jedes abgelegte Kleidungsstück nach Spinnen. Diese streifte sie ab und trat die imaginären Spinnen tot. Das ging solange, bis Lola hüftabwärts mit nur noch einem Hauch von einem Nichts bekleidet vor Ludwig stand. Das war der Gipfel aller leidenschaftlichen Erotik.

Bis zu diesem Zeitpunkt unentdeckt lag der Knecht Korbinian schlafend unter der Bank am Kamin. Die seltsamen Klänge hatten ihn zuvor geweckt. Nicht in der Lage, während des Auftritts dieser wunderschönen Dame wegzuschauen, sprang er nach dem Ende des Tanzes auf und klatsche mit einem klar erkennbaren lüsternen Blick, der dem Blick des Königs in nichts nachkam.

Vor lauter Entsetzen über den Störenfried, holte Lola aus und versetzte dem Störenfried a solchene Watschn, dass dieser sich 3-mal um die eigene Achse drehte, bevor er umfiel. Der König war über die Brutalität einer Dame von Stande so entsetzt, dass er unmittelbar an die Bar des Wirtshauses ging, sich einen doppelten Schnaps gönnte und sich danach sofort auf den Weg nach Hause machte.

Lola, die ahnte, dass sie sich um ein weiteres Diamantenkollier gebracht hatte und eine schöne Nacht versemmelt hatte, schrie ihren Zorn heraus bis alle um sie herumhüpften.

Für ihre Boshaftigkeit überließ man ihr ein Zimmer ohne ein eigenes Waschbecken direkt über dem Stall. Die vermeintliche Dame von Stande bemerkte dies in ihrem Zorn gar nicht mehr.

In aller Herrgottsfrühe, nicht ohne nach einem Kaffee verlangt zu haben, stieg sie in ihre bescheidene Kutsche und zog davon, ohne einen Blick zurück zu werfen.

Ihr so ausgeklügelter Plan war nicht aufgegangen.

Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass es ja nicht nur einen Liebhaber in ihrem Leben gäbe.