Zimmergeschichten Karl Valentin

Zimmer 12 – Karl Valentin

Geboren 04. Juni 1882
Gestorben 09. Februar 1948

Im Sommer 1922 trafen sich Karl Valentin und Berthold Brecht.

Nachdem beiden sehr daran gelegen war, nicht erkannt zu werden und Karl Valentin einen Geheimtipp von Liesl Karlstadt bekam, fand das Treffen in der Post in Herrsching statt.

Die beiden wurden gleich mit der Einfältigkeit des Wirtes konfrontiert. Sie fragten den Wirt nach einem ruhigen Tisch, worauf der antwortete “Wenn’s as ruhig ham mögts, dann gehts besser an Friedhof aufe, oder nüba zum Friseursalon.”.

Nach kurzer Beratschlagung entschieden sich die beiden für a Platzerl im hinteren Teil der Post.

Kaum saßen die beiden und hatten es sich gemütlich gemacht, da kam der Wirt und meinte, dass der Tisch reserviert sei und die feinen Herrschaften doch am anderen Tisch Platz nehmen sollten – schwupps war der Wirt weg und Valentin und Brecht suchten sich ein anderes Platzerl.

Die Bedienung kam und servierte zwei Halbe Bier. Durstig und glücklich über den kühlen Gerstensaft prosteten sich die beiden zu.

Eine betagte Dame erschien, die vehement und lautstark den Tisch einforderte, an dem die beiden saßen. Peinlich berührt kam die fesche Kellnerin und bot ihnen a Zwischenplatzerl an der Theke. Valentin meinte daraufhin ,”hier geht’s ja zu wie beim Buchbinder Wanninger”.

Der unglaublich gute Geruch der gebutterten Schnitzel und das mittlerweile schönste Biergartenwetter stimmten jedoch die beiden wieder zufrieden und glücklich.

Brecht sprach zu Valentin: “Du Valentin, da Wirt hat doch was von an Friseursalon gred, mia kimmt da a Idee…”

Aus der Idee wurde dann ein surrealistischer Film “Mysterien eines Firsörsalons”, in dem Karl Valentin, Liesl Karlstadt, eine Blondine und ein Pudel die Hauptrollen spielten.

Die beiden verspeisten die liebevoll gebutterten Schnitzel, schafften aber die beiden Riesenportionen nicht ganz, wohl auch, weil Valentins Bauch einen breiten Ansatz hatte und seine Frau Gisela ihn um ein bisschen Enthaltsamkeit ermahnte. Die Bedienung fragte recht freundlich, ob es denn geschmeckt hätte ­ worauf Valentin antwortete “Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut!”