Zimmergeschichten Herbert Achternbusch

Zimmer 33 – Herbert Achternbusch

Geboren 23. November 1938

Für die Recherche seines 1. Films “Das Andechser Gefühl” buchte Achternbusch sich in der Post in Herrsching ein. Frieda, die Frühstückskellnerin, fand sehr schnell heraus, dass er sich mit einem starken Kaffee, einer deftigen Eierspeise und dem Münchner Merkur zufrieden gab.

Die beiden schlossen so etwas wie eine kurzweilige Freundschaft. Achternbusch verriet Frieda z.B., dass ihm kaum etwas mehr zuwider sei, wie der Terror der Verständlichkeit – “ich möchte nicht verstanden werden”! Frieda, die eigentlich eher derbe Bedienung, verstand ihn nur allzu gut, denn sie zog Parallelen zu sich und ihrem Mann in der Küche. Regieren – verstehen – verstanden werden – was ist das, flüsterte sie leise vor sich hin.

Die Filmaufnahmen zu “Das Andechser Gefühl” waren in vollem Gange. Margarethe von Trotta bewohnte ihr eigenes Reich in der Post und war außer bei den Dreharbeiten kaum zu sehen.

Eines Abends hatte Andechs wie gewöhnlich um 20 Uhr geschlossen und Achternbusch hatte zu einem netten Abend gerufen. Es kam zu einer illustren Runde, die er in der Post a bissal weiter führen wollte.

Herbert Achternbusch, Alois Hitzlbichler und Franz Baumgartner ließen sich nur zwei Bier in der Post schmecken und das war das erste Bier und das letzte. Die Hoiben dazwischen können wir an dieser Stelle nicht erwähnen, geschweige denn zählen.

Es wurden die Schafkopfkarten hervor geholt und mit dem Wirt auf Teufel komm raus gekartelt. Achternbusch war wie man in Bayern sagt, a verzinkter Hundling, der, was das Karteln anbetraf, alle Tricks und Bscheißereien drauf hatte. Neben der ganzen Kartlerei machte er sich einen Spaß daraus, von den anderen Gästen die Brezen anzuknabbern oder sogar als Biertester aufzutreten. Er nahm einfach das Glas eines anderen Gastes mit den Worten: “ich bin ein Biersomelier und teste hier auf Geschmack, Temperatur und Süffigkeit”.

Wie es kommen musste kam er an einen Preißen, der sich das nicht gefallen ließ und Achternbusch grob zurechtwies. So angegangen zu werden kam Herbert gerade recht. Er stand kurz auf, nahm den Preißn beim Schlafittchen und schubste ihn kurz von der Bank, sodass dieser hinten runterfiel und somit aus seinen Augenwinkeln verschwand. Achternbusch setzte sich ganz ruhig wieder hin und spielte das Kartenspiel zu Ende.

Jahre später, als er für sein Filmprojekt “Mein Freund der Neger Erwin” mit Lisa Fitz das Drehbuch schrieb, das in München verfilmt werden sollte, kam er auf die abstruse Idee, in der Isar Nilpferde schwimmen zu lassen und erinnerte sich an Die Post und die unmittelbare Nähe zum Kienbach.

So kam es, dass am 1. Mai drei Nilpferde im Kienbach als Testobjekte für den avantgardistischen Filmemacher schwammen.

Überliefert ist: “De Bayern san so bled, dass sie über ihre eigenen Witze net lacha kenna.”