Zimmergeschichten Franz Marc

Zimmer 26 – Franz Marc

Geboren 08. Februar 1880
Gestorben 04. März 1916

Bekannt ist, dass es von München zwei Bahnlinien gab:
Bahnlinie 1 nach Murnau und Bahnlinie 2 nach Herrsching.

Franz Marc, Gabriele Munter und Kandinski trafen sich im Augustiner Keller in München. Geschichten vom Münchner im Himmel wurden erzählt, beim Bier wurde philosophiert und immer wieder kamen sie zu kreativen und äußerst unkonventionellen Ideen.

Die Mittagszeit genossen die drei ohne einen Blick auf die Uhr zu werfen. Als Gabriele irgendwann auf ihre Armbanduhr blickte, erschrak sie…

Mit Vollgas verließen die drei das ehrwürdige Gasthaus und liefen zum Bahnhof, wo sie dem abfahrenden Zug im Glauben, der fahre nach Murnau, hinterherliefen und aufsprangen. Mit viel Gelächter und voller Blase sinnierten sie weiter über kreative Objekte, die sie gemeinsam zustandebringen würden.

Vertieft in ihr Gespräch und nicht auf die Umgebung achtend schraken die Künstler auf, als der Zug in den Bahnhof einfuhr. Franz Marc verließ als erster das Abteil, um sich verwundert umzublicken auf einem unbekannten Bahnsteig.

Die zwei anderen stolperten fast über ihn, weil er so abrupt stehen geblieben war. Die drei sahen sich an und brachen in lautes Gelächter aus.

Wie lustig… vor lauter Ratscherei saßen sie statt in Murnau vor den Türen Herrschings.

Jetzt war guter Rat teuer. Nicht nur die Blase drückte, so auch Künstler haben Durst und Hunger. Kurzer Hand beschlossen sie das Wirtshaus im Ort aufzusuchen, denn auch in Murnau hatte es sich herum gesprochen, dass es die Post gibt, die man hier am Ammersee aufsuchen sollte.

Immer noch lachend kamen sie in der Post an, um eine schöne Halbe Augustiner zu trinken. Die Wirtin erkannte die Herrschaften, eilte in die Küche, um eine saubere Brotzeit anzurichten und ließ es sich nicht nehmen, diese auch selber zu servieren und lud sich gleich mit an den Tisch ein. So bekam die Wirtin, die bis dato ein Halbwissen zum Thema Malen hatte, eine private Kunstlehrstunde. Bis in den späten Abend hinein ließen es sich die drei gutgehen.

Der letzte Zug Richtung München war schon längst abgefahren als Franz, Gabi und Wasili dies bemerkten. Die fürsorgliche Wirtin hatte aber schon vorgesorgt und nicht nur das ein oder andere Schnäpschen mit den kreativen Künstlern getrunken, sondern ihnen auch Zimmer herrichten lassen.

So kam es, dass Franz Marc in der Post nächtigte und in der Nacht heftig von blauen Pferden und ihren Reitern träumte.

Als er am nächsten Morgen nach einer unruhigen Nacht ans Frühstücksbuffet stolperte, half nur der starke Kaffee, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Bereits nach der zweiten Tasse fand er seinen Alptraum so gut, dass er der Wirtin zwei Flaschen von ihrem selbstgebrannten Zirbenschnaps abkaufte und sich vornahm, diesen Traum künstlerisch umzusetzen.