Zimmer 15 – Loriot / Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow
Geboren 12. November 1923
Gestorben 22. August 2011
Als bekannter und bekennender Segler nutzte Loriot jede erdenkliche Möglichkeit, um diesem seinem Hobby nach zu gehen.
Er nutzte die Gelegenheit am Ammersee, der zur damaligen Zeit noch recht unerschlossen war, aber herrliche Möglichkeiten bot, um ein paar Kilometer entfernt von München dem Segelhobby zu frönen.
Die Unterkunftsstätte “Post”, die bekannt für gutes Essen und für eine familiäre Atmosphäre war, kam ihm recht gelegen. In einer spirituellen Anwandlung beschloss er, den Jakobsweg mit seinem Hund, dem Mops, etappenweise nachzugehen und dann in eben dieser Post abzusteigen.
Das stärkende und seelenaufbauende Frühstück in der Post wurde liebevoll von Zenzi serviert. Nicht nur für das Herrchen, auch der Mops bekam einen Anteil z.B. in Form einer Weißwurst von der Zenzi.
So wollten Loriot und der Mops den heiligen Berg erklimmen, auf halbem Weg beschloss jedoch der Hund, dass es ihn nicht mehr freut und machte am Fuße des Berges kehrt.
Dem Meister blieb nichts anderes übrig als die edle Absicht, das Erwandern des Jakobswegs, abzubrechen und seinen Mops zu suchen. An dieser Stelle sei gesagt, dass in der Post schon damals Hunde verwöhnt wurden. So ist es kein Wunder, dass Loriots Mops bei Zenzi, der Kellnerin, war und sich mit Hundeleckerlies, Hundebier und vielen Streicheleinheiten verwöhnen ließ.
Ziemlich geschafft und einigermaßen entnervt ließ Loriot sich gerne einladen, ein Bier aufs Haus zu trinken, als kleinen Trost für den Ungehorsam seines Hundes, verursacht durch die ein oder andere Leckerei der Wirtschaft …
Mit schwerem Kopf und am’ mächtigen Brand kam Loriot am nächsten Tag zum Frühstück. Seine Gesichtszüge wollten noch nicht so ganz mitspielen, aber was er dann zu sehen und zu hören bekam, inspirierte ihn zum Dialog “Das Frühstücksei”. Ein älteres Ehepaar hatte sich am Nebentisch unterhalten, das Ergebnis kennen wir doch alle:
Die Protagonisten, das auch in anderen Loriot-Sketches auftretende Ehepaar Hermann (Name in diesem Sketch nicht erwähnt) und Berta, sitzen gemeinsam am Frühstückstisch.
Der Mann beklagt sich mit dem Ton des Vorwurfs über ein zu hart gekochtes Frühstücksei zweimal mit den Worten “Das Ei ist hart!”, worauf seine Frau in mürrischem Ton mit dem Satz “Ich habe es gehört” reagiert.
Auf die darauf folgende Frage, wie lang das Ei gekocht habe, entspinnt sich ein Dialog, der die Unfähigkeit sowohl von Mann und Frau offenlegt, einen gemeinsamen Gesprächshorizont zu finden.
Während der Mann dem analytischen Denken verhaftet bleibt, agiert die Frau mit dem Gefühl des Nichtverstanden-Werdens in erster Line auf der emotionalen Ebene, ohne ihre Gefühle explizit zu formulieren.
Das Ende des Gesprächs lässt die schon von Anfang an vorhandene Verstehenskluft als unüberbrückbar erscheinen. Bertas letzter Satz ist die kategorische Feststellung “Gott, was sind Männer primitiv!”, während Hermann im aus psychohygienischen Gründen vorgeschützten Vorsatz Zuflucht findet, sie am kommenden Tag umzubringen.
© Foto: By Philipp von Ostau – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17816304